Magie im Zauberwald

Magie im Zauberwald

Quelle: HP EVV2000

Aus dem fernen Erkelenz schlichen sich die kleinen blauen Punkte-Jäger durch die maroden Trampelpfade des Sportzentrums Weiden. Unauffällig pirschten sie sich an die mit breiter Brust versammelten Platzhirsche Junkersdorfs. Die Jäger setzten sich auf die Weiden Lichtung, man bemerkte sie, doch sah man nicht die Bedrohung. Als man realisierte, dass man in die Enge gedrängt wurde, war es schon fast zu spät. Die Jäger erwischten die Junkersdorfer Platzhirsche genau da wo es wehtat, in ihrem Stolz. Ihr so prunkvoll gewachsenes und fein präsentiertes Geweih verlor im Kampf eine Hälfte. Aber sie wehrten sich. Vielleicht war es genau das eine Zurück geblieben Horn, das die Jäger nicht abschlugen, dass ihr Schicksal bestimmen sollte. Mit dem restlichen Stolz und erhobenen Häuptern – geschmückt durch ein Horn – scheuchten sie die Jäger zurück nach Erkelenz.

So oder so ähnlich sahen wohl die mitgereisten Fans des Erkelenzer VV den Saisonauftakt ihrer Schützlinge (Zum Bericht der Gegner dem Link folgen). Der eigene Blick auf das Spiel verrät aber, dass hier wohl eher der eigene Kopf dem ersten Satz sein schweres Joch auferlegte. Doch dazu gleich mehr! Beim ersten Spieltag der Bezirksliga 1 des Westdeutschen Volleyballverbands trafen die Teams des Erkelenzer VV III und die 3. Damen des FCJ Köln aufeinander. Das Spiel endete mit einem ungewühnlichen Ausgang von 3:0 (25:23, 25:4, 25:7) für den FCJ. Beiden Teams gelang es in der vergangenen Saison in die BeL aufzusteigen. Nach einem kurzen antasten, fühlten sich die Junkersdorferinnen in ihrer Aufgabe zugegeben fast zu sicher, doch machte sich eine Unsicherheit im Team breit, die verursachte, dass das Team in der Anfangsphase komplett den Faden verlor. Das EVV-Team, das in der Tat im Schnitt, aber eben auch nur, 8 Jahre jünger war, machte im ersten durchlauf von ihren 23 Punkten lediglich 4 selbst. Die Panik sich durch die immer größere werdende Menge an Fehlern zu blamieren, wurde so groß, dass ungünstiger Weise immer weitere Fehler folgten. Erst eine Aufschlagserie von Diagonalspielerin Julia Wack brachte ein wenig Selbstvertrauen in den Satz, der nach einem sieben Punkte Rückstand doch noch gedreht werden konnte.

Der zweite und dritte Satz verlief deutlich entspannter. Der Druck war plötzlich verfolgen und somit Zunehmens auch die Sicherheit im Aufschlag. So wundert es nicht, dass Nora Göhring, die bis dahin die stabilste Spielerin war, auch im Aufschlag dominanter wurde. Bereits am Ende des wackeligen ersten Satzes entschied sie den Durchlauf mit einem Ass. In einer Phase im zweiten Satz schaffte sie es 3 lupenreine Asse in Folge zu schlagen. Mit insgesamt 20 Aufschlägen, davon 13 Asse oder Halbasse, war es am Ende sie, die das Spiel so deutlich mit 3:0 gegen den EVV hat ausgehen lassen (25:23, 25:4, 25:7). Die gewonnene Stärke führte auch bei den anderen Spielerinnen zu einem Flow. So entstanden alle 4 Fehler des zweiten Satzes durch Fehler nach guten Aufschlagserien. Im dritten Satz schafften es die Gäste aus Erkelenz zumindest noch einmal zwei Punkte aus eigener Kraft zu machen.

Scheinbar war ein wenig Magie in der Kölner Sporthalle, die sich am Ende des dritten Satzes von selbst entfachte. Vor lauter hartem Training war die Angst vor dem Versagen im ersten Spiel so groß, dass nahezu nichts den Knoten zum Platzen brachte. Mit dem zurück gefundenen Stolz kam auch die Spielfreude zurück. Die Freude war sogar so groß, dass Mittelblockerin Teresa Stolz im Angriff gleich wieder den 3-Meter-Raum anvisiert hat, nachdem sie den mühselig im Training verschütt gegangenen Shot wieder für sich entdeckt hat. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie über die letzten Wochen vergessen hat, dass es den Shot gibt. Noch im Mai griff sie eigentlich nur im Bogen an, da sie durch ihre Abschlaghöhe über die meisten Blocks hinüber kam. Leider dabei sehr fehlerreich. Im Sommer entdeckte sie dann mit viel Disziplin den Smash für sich und leistet so hervorragenden Ersatz für die zur Zeit verletzte Hauptangreiferin Jule Korn. Heute habe ich sie zum ersten Mal seit 6 Wochen shotten sehen. Gott sei Dank weiß sie mittlerweile aber auch was ein Driveschlag ist, und brachte den Ball auf den letzten Zentimetern unter. Als sie im Frühjahr zu mir kam, wäre der Ball heute wohl gegen die Wand geflogen.“ spottet ihr Trainer hämisch über die Angreiferin, die heute am Netz die meisten Punkte erzielt hat.

Unterm Strich bleibt aber zu sagen, dass das Ergebnis nicht umbedingt die Spielstärke der Erkelenzer Mannschafft wieder spiegelt. Das Team von Trainer Bogdan Chudzik hatte vor allen Dingen eine Schwäche und das war die Annahme. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich daran, dass die – im Stamm aus einer U16 bestehende – Mannschaft, eher selten mit scharfen Aufschlägen zu tun hatte. Dabei ist bemerkenswert wie flexibel das Team trotz des jungen Alters selbst aufschlug. Die große Stärke lag aber vor allen Dingen in der Abwehr. Kaum ein Angriff, der nicht von den FCJ Spielerinnen voll durch gezogen wurde, landete ohne Berührung auf dem Boden. Ebenfalls bemerkenswert ist dabei, dass die Erkelenzerinnen trotz der niedrigen Deckenhöhe weniger Deckenfehler machte als die Heimmannschaft. So bleibt zu sagen, dass wohl keines der Satzergebnisse das Spiel so gut beschreibt, wie es das gezeigte Spielniveau vermuten lässt.

 

Kommentar: Die Einleitung dieses Artikels soll die Autorin des EVV Berichts keineswegs bloßstellen, sondern nur mit etwas Witz und Stichelei auf die andere Sichtweise des FCJ auf das Spiel hinweisen. Im Gegenteil, wir freuen uns sogar über jeden Bericht der auf ehrenamtlicher Basis den Volleyball unterstützt und freuen uns über jede Retourkutsche!