In der Sonntagspartie gegen Gladbeck II im Sportzentrum Weiden gab es nichts geschenkt für die FCJ-Damen. Bereits vor Anpfiff erwies sich das Netz als widerstandsbereiter Gegner, der die gesammelte Kompetenz und Erfahrung des Teams forderte. Nach der Bewältigung dieser Hürde dann die nächste Hiobsbotschaft: Nina hatte „Rücken“ und zwar so sehr, dass selbst die Schnürbänder der Sportschuhe in unerreichbare Ferne rückten. Da konnte selbst die Notfallbehandlung von Familie Krüger nichts ausrichten, der Capitano ging für diesen Abend von Bord. Damit reduzierte sich die Auswahl für den Trainer auf der Außenposition drastisch. Für Nina rückte Jugendspielerin Annika Stenchly erstmals in den Regionalligakader, gleichzeitig fehlten Carina verletzungs- und Nina Z. und Amelie urlaubsbedingt. Kurz vor Beginn dann der nächste Aufreger: Netz und Spielfeld genügten entgegen aller Bemühungen nicht den Ansprüchen aller Beteiligter, sodass hier in letzter Sekunde nachgebessert werden musste – mit dem neongelb geflickten Hallenboden gelang ganz nebenbei ein ästhetisches Meisterwerk.
So waren die Junkersdorferinnen bereits vor Anpfiff absolut ON FIRE. Der FCJ, gestartet mit Lorena im Zuspiel, Laura auf Diagonal, Anna und Anna-Lena auf Mitte und Karo und Ulla auf Außen ließ sich ein auf ein intensives Spiel. Auf der Liberaposition lief erstmals Lina Adams auf, während Kim sich als Unterstützung für die Außenpositionen bereithielt. In nahezu allen Elementen spielte der FCJ von Beginn an in Bestform auf. Vielleicht wird sich sogar der Coach angesichts der zahlreichen erfolgreichen Aktionen seiner Mannschaft im Block, der in den vergangenen Trainingseinheiten wiederholt auf dem Stundenplan stand, heimlich auf die Schulter geklopft haben. Mit 25:18 Punkten schickten die FCJlerinnen die Bundesligareserve der Giants Gladbeck in die Satzpause: ein erster Paukenschlag. Diesen Schwung nahm das Team zunächst mit in den zweiten Satz, der ausgeglichen begann. Beide Teams agierten konzentriert und auf Augenhöhe, aber jeweils nicht immer zwingend im Angriff, sodass sich lange Ballwechsel entwickelten. Zusehends gewann aber das an diesem Tag entscheidende Spielelement, der Aufschlag, an Gewicht und wendete das Blatt zugunsten der Gladbecker Formation. Während diese mit dynamischen Jumpfloats und hohem Risiko häufig die Ball so zwischen die Kölnerinnen jagte, dass diese nur einen Windhauch spürten, stellte sich beim FCJ eine eklatante, unerklärliche und definitiv ansteckende Aufschlagkrankheit ein, die sich auch nicht mehr mit ungünstiger Hallenthermik begründen ließ. Eine Situation, die in ähnlicher Form selbst dem großen Andi Brehme nicht unbekannt ist: Haste Scheiße an der Hand, haste Scheiße an der Hand. Das Aufschlagdrama kostete sowohl Satz zwei (20:25) als auch drei (17:25). Im vierten Satz war klar, dass hier mit zaghaftem Volleyball kein Blumentopf zu gewinnen war. Wie auch schon gegen Essen rauften die Junkersdorferinnen sich zusammen. Über die Außenpositionen fanden Karo und Ulla immer häufiger die Lücken und punkteten frei nach dem Grundsatz: das Runde muss ins Eckige und wenn du nicht weißt wohin mit dem Ball, hau ihn einfach rein. Die Mittelangreiferinnen legten mit feinem Händchen Bälle über den Block und Libera Lina holte in der Abwehr was zu holen war. Und schlussendlich erinnerten sich alle daran, wie aufschlagen eigentlich geht. Postwendend kam die Belohnung: 25:22, ein Punkt sicher und ab in die Verlängerung!
Die Geschichte des 5. Satzes ist schnell erzählt. Der FCJ, schon seit dem vierten Satz mit Denise über Mitte und Dani über Diagonal, gab zunächst Gas, agierte konzentriert und ging mit einer Führung in den Seitenwechsel. Danach lief kaum noch etwas zusammen auf Seiten der Kölnerinnen, ein Fehler reihte sich an den nächsten und 10:15 Punkte besiegelten die Niederlage. Ob es nun an den schwindenden Kräften lag oder am eigenen Nervenkostüm – in jedem Fall war die Enttäuschung nach dem verpassten Überraschungserfolg und der zweiten knappen Niederlage innerhalb einer Woche groß. „Zukünftig müssen wir daran arbeiten, in engen Spielsituationen mutig zu agieren und Eigenfehler zu reduzieren“, resümierte Flo. Gleichzeitig stellte Interimskapitänin Anna klar: “Wir sind, auch dank der Regeländerung, bisher in keiner Begegnung ohne Punkte aus der Halle gegangen – das kann sich sehen lassen.“
Am kommenden Wochenende verabschiedet sich das Team erstmal ins Trainingslager um dann in den nächsten Partien gestärkt angreifen zu können.